Zusammen für eine bessere Krankenpflege

Indien ist bekannt für seine bunten Farben, herzliche Menschen und seine Curry-Gerichte. Für indische Auszubildende, die aktuell an der BDH-Klinik Greifswald arbeiten, ist das durch Bürokratie geprägte Deutschland und die typische norddeutsche Zurückhaltung eine völlig neue Erfahrung. Damit die Zusammenarbeit zwischen indischen, iranischen und deutschen Pflegekräften reibungslos funktioniert, ist Organsationsgeschick und gegenseitiges Verständnis – eine interkulturelle Kompetenz - wichtig. Deshalb werden Workshops veranstaltet, die Unterschiede erklären, helfen ein Gespür füreinander zu entwickeln und Gemeinsamkeiten hervorheben.

Eine Grundvoraussetzung für eine gute und erfolgsversprechende Ausbildung ist gegenseitiges Verständnis, Wertschätzung und Akzeptanz. Dabei hilft das Wissen über die jeweils andere Kultur, da Menschen verschiedner Herkunft in interkulturellen Situationen nicht immer das gleiche Verständnis von Normalität haben. Dies vermittelten Madeleine und Venkat Reddy, Geschäftsführer von Cross Culture Careers GmbH, sowie Prabhanjan Gadela, Präsident des „Telugu Velugu Germany e.V.“ im Rahmen eines Workshops. Beim Austausch über die jeweiligen Sichtweisen und Hintergründe wurden neue Erkenntnisse zu den jeweiligen Kulturen und Ansichten der Kollegen und Kolleginnen gewonnen. Somit legte dieser erste Workshop den Grundstein für einen Beziehungsaufbau über kulturelle Grenzen hinweg.

Venkat Reddy berichtete, was bei der Kommunikation bedacht werden sollte. Er sensibilisierte die Teilnehmer für die unterschiedlichen Kommunikationsstile und deren Gründe: „Deutsche bevorzugen zum Beispiel eine direkte und explizite Kommunikation, sind in Konfliktsituationen eher objektiv. In Indien wird dagegen eher indirekt kommuniziert und viel impliziert. Die emotionale Ebene ist stark ausgeprägt“. Das komme daher, dass Hierarchien eine bedeutende Rolle in Indien spielen. So fällt es den Indern schwer, offen mit Vorgesetzten zu reden. Sie möchten ihr Gesicht wahren und kein „Nein“ hören.

Die 20 Teilnehmenden beteiligten sich rege. Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag wurden geschildert und auf Probleme sowie mögliche Lösungsansätze untersucht.
Mit dem Bewusstwerden über die Unterschiede in der Kommunikation, verbessert sich auch das gegenseitige Verständnis. So kann mit Geduld und der Ermutigung zu einer offeneren Kommunikation des Gegenübers viel erreicht werden kann. Da der Aufbau von Beziehungen und das gegenseitige Kennenlernen die Kommunikation verbessern, hatten die Azubis das Mittagessen mit authentischen, indischen Speisen vorbereitet. Sie präsentierten sich in ihren traditionellen Gewändern. Die Frauen in farbenprächtigen Saris und die Männer in ihren Dhotis. Deren Hintergründe sowie die Besonderheiten ihres Herkunftslandes, stellten die Azubis in einer Präsentation vor.

Mareile Otto, die Pflege- und Therapieleitung der BDH-Klinik Greifswald, fasste die Ergebnisse zusammen und formulierte gemeinsam mit den Teilnehmenden Wünsche für die weitere Zusammenarbeit. „Uns war neben den interkulturellen Besonderheiten wichtig, dass wir herausbekommen, was für die Azubis wichtig ist. Ein großer Wunsch ihrerseits war die Integration in Sportvereine. Während der Veranstaltung haben wir unsere Azubis alle zu unserem Betriebssport und zum Sommerfest der Klinik eingeladen.“ Nach der Kontaktaufnahme mit einem Fußballverein steht auch bald das erste Probetraining steht. Weitere Workshops sollen folgen, um die Beziehungen zu festigen und zu pflegen. Dieser Austausch hilft bei der qualitativen Verbesserung der Ausbildung. Die Azubis werden zukünftig als Botschafter und Vorbilder für die nachkommenden Jahrgänge fungieren.

Der Fachkräftemangel und ein signifikanter Rückgang der Ausbildungswilligen in der Pflege sorgen dafür, dass neue Lösungen für eine weiterhin gute Pflegeversorgung gefunden werden müssen. Die BDH-Kliniken werben international um Auszubildende. In Greifswald werden seit September 2023 unter anderem acht indische und zwei iranische junge Menschen in der Pflege zur Pflegefachfrau/ -mann ausgebildet.