06.03.2024
BDH-Klinik Greifswald setzt auf Botulinumtoxin-Therapie
Die BDH-Klinik Greifswald hat mit der Botulinumtoxin-Therapie ein neuartiges Verfahren etabliert, das Menschen mit erhöhtem Speichelfluss hilft, indem es die Symptome abmildert. Das sorgt für mehr Lebensqualität und Sicherheit für die Patientinnen und Patienten.
Menschen, die unter neurologischen und/oder neurodegenerativen Erkrankungen wie Morbus Parkinson, ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) oder zerebralen Lähmungen leiden, haben meist einen erhöhten Speichelfluss. Es sieht nicht nur unschön aus, wenn der Speichel aus dem Mund herausläuft (Drooling) und kann zu sozialen Problemen führen, sondern es kann auch medizinisch riskant sein. Der Speichel kann aufgrund von Schluckproblemen in die Atemwege und somit in die Lunge gelangen und dort Infektionen hervorrufen, eine sogenannte Aspirationspneumonie.
Wenn aufgrund von Erkrankungen die Kontrolle den Speichel zu schlucken (Dysphagie) gestört ist, führt das zu einem relativ übermäßigen Speichelfluss, der Sialorrhoe. Die komplexe Problematik von Sialorrhoe erfordert eine ganzheitliche Behandlung, die über herkömmliche Methoden hinausgeht. Unter der Leitung der Oberärztin Sina Pfau hat die BDH-Klinik Greifswald erfolgreich Botulinumtoxin-Injektionen als Standardtherapie etabliert. „Diese innovative Methode zielt darauf ab, die Überaktivität der Speicheldrüsen zu reduzieren und damit eine spürbare Linderung der Sialorrhoe-Symptome zu erreichen“, erklärt die Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin. „Die Ergebnisse, die wir bislang damit erzielen konnten, sind sehr vielversprechend.“
Botulinumtoxin und seine Wirkungsweise:
Botulinumtoxin ist ein Neurotoxin, das von dem Bakterium Clostridium botulinum produziert wird. Es wirkt, indem es die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin blockiert, der für die Signalübertragung an den Synapsen zwischen Nerven und Muskeln aber auch an den parasympathischen Synapsen der Speicheldrüsen verantwortlich ist. Durch diese Blockade wird die (Über-)aktivität der Speicheldrüsen reduziert, was zu einer Verringerung des Speichelflusses führt.
Studien haben gezeigt, dass Botulinumtoxin-Injektionen die Sialorrhoe-Symptome deutlich reduzieren können. Die Wirkung setzt in der Regel innerhalb weniger Tage ein und hält meist sechs bis neun Monate an. Bei Bedarf ist eine Re-Injektion möglich, um eine kontinuierliche Wirksamkeit sicherzustellen.
In der BDH-Klinik Greifswald verabreichen erfahrene Mediziner die Botulinumtoxin-Injektionen unter Verwendung von bildgebenden Verfahren, wie Ultraschall, um die genaue Position der Injektion zu bestimmen. Dies ist notwendig, da die Lage der Speicheldrüsen durchaus variieren kann. Die Injektionen werden gezielt in die Ohrspeicheldrüsen und/ oder submandibulären Speicheldrüsen gesetzt.
Diese Behandlung ist mittlerweile als Standard etabliert. „Dabei wird parallel eine logopädische, funktionelle Dysphagietherapie und bei Bedarf auch eine heilpädagogische Therapie konsequent und systematisch begleitend durchgeführt“, so Oberärztin Dr. Pfau.
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