14. Oktober 2025
Erfolgreiche Schwangerschaft während der Reha im Querschnittgelähmtenzentrum der BDH-Klinik Greifswald.
Nach einem schweren Schicksalsschlag, bei dem eine junge Mutter nicht nur den Großteil ihrer Familie verloren, sondern ebenfalls schwere Verletzungen erlitten hatte, kam sie als Patientin in unsere Klinik. Über ein halbes Jahr später ging es nicht nur für sie, sondern auch für ihr frisch geborenes Kind, endlich wieder nach Hause. Erfreulicherweise hatte ich noch die Möglichkeit mit ihr über ihren Aufenthalt bei uns zu sprechen.
Hallo Ida, schön, dass wir noch die Gelegenheit gefunden haben über deinen Aufenthalt hier bei uns ein wenig zu reden, da dein Fall ja durchaus ungewöhnlich ist. Nimm uns doch einmal mit in die Zeit, zu der du in die Klinik gekommen bist.
„Aufgrund meiner schweren Verletzungen an der Halswirbelsäule musste ich zunächst auf die Intensivstation der Uniklinik Rostock eingeliefert werden. Glücklicherweise stabilisierte sich mein Zustand aber relativ schnell und bereits nach einer Woche konnte ich die Intensivstation wieder verlassen. Leider war schnell klar, dass ich eine dauerhafte Querschnittlähmung davongetragen habe. Daher kam ich dann auch direkt zu euch ins Querschnittgelähmtenzentrum.“
Wie ging es für dich bei uns dann weiter?
„Die erste Woche hatte ich noch Bettruhe, wobei die Therapien aber bereits alle gestartet sind. Nur musste ich noch nicht in die Therapieräume, sondern die Therapeuten kamen zu mir für die ersten gemeinsamen Einheiten. Nach dieser Woche ging es endlich daran mich aus dem Bett in den Rollstuhl zu bringen.“
Wie war das für dich?
"Anfangs total ungewohnt. Vor allem mein Kreislauf hat mir zu schaffen gemacht. Deshalb ging es für mich zunächst auch in einen Pflegerollstuhl. Bei dem kann man die Position verstellen um den Kreislauf zu entlasten und langsam zu trainieren. Da habe ich mich aber zum Glück schnell dran gewöhnt und konnte bald einen Elektrorollstuhl nutzen. Mit dem war ich dann wieder etwas selbstständiger und mobiler.“
Dein Aufenthalt bei uns war ja allein durch deine Schwangerschaft schon etwas besonderes für alle Beteiligten. Wie hast du das wahrgenommen?
„Natürlich habe ich gespürt, dass meine Situation absolut außergewöhnlich und auch in einem Querschnittgelähmtenzentrum keinesfalls alltäglich ist. Aber von der Pflege über die Ärzte und Therapeuten waren alle super rücksichtsvoll, planten zum Beispiel Therapien so, dass ich genug Zeit zur Erholung für mich und mein Baby hatte oder erkundigten sich nach unserem Wohlbefinden. Ich hatte das Gefühl sie alle freuten sich mit mir auf das Baby."
Und wie verlief dann die Geburt?
„Nach einer völlig komplikationslosen Schwangerschaft kam mein Kind dann gesund und munter per Kaiserschnitt auf die Welt und nach einer Woche in der Uniklinik waren wir zu zweit wieder bei euch. Meine stationäre Behandlung war ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen.“
Wie ging es seitdem für euch beide weiter? Du kannst dich ja aufgrund deiner Lähmungshöhe/deines Lähmungsumfangs leider nicht selbstständig um ein Baby kümmern.
„Bereits im Vorfeld habe ich mit meiner Mutter gesprochen und sie hat mir ihre Hilfe zugesagt, so lange sie notwendig ist. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Sie kümmert sich um das Kind bei allem was ich noch nicht kann und gemeinsam gewöhnen wir uns an den Alltag zu dritt.“
Du wohnst nicht Greifswald. Wie habt ihr das gelöst, dass du dein Kind auch möglichst häufig siehst und ihr euch kennenlernen könnt?
„Dafür muss ich mich ganz doll bei euch bedanken(lacht). Als kleine Starthilfe hat uns die Klinik angeboten, dass in meinem regulären Zweibettzimmer meine Mutter und mein Kind ebenfalls schlafen können. So haben wir ein Familienzimmer, sind beisammen und ich habe die maximale Unterstützung. Das ist wirklich toll!“
Das freut mich sehr zu hören. Wie war die erste Zeit für dich, es ist ja doch eine besondere Situation gewesen.
„Nach der Freude über die reibungslose Geburt und das mein Kind gesund ist, kamen natürlich auch Sorgen, ob ich das alles schaffe und auch ein wenig Traurigkeit, da einem mit Kind die eigenen Einschränkungen recht schnell bewusst werden. Auch für zukünftige Aktivitäten. Dazukommt, dass ich doch ein wenig ängstlicher geworden bin. Fehler haben halt andere Auswirkungen."
Diese Sorgen kann ich gut nachvollziehen. Mir ging es bei der Geburt meines ersten Sohnes ähnlich. Ich habe dann aber für mich schnell gemerkt, dass es mir nichts bringt mich auf das zu konzentrieren was ich nicht kann und lieber Wege finde es entweder doch zu schaffen oder Alternativen zu überlegen, was ich stattdessen machen kann. Aber mein Glas war schon immer halb voll und nicht halb leer.
„Ja da haben mir unsere Gespräche auch geholfen und Mut gemacht. Ich denke mit dem neuen Alltag kommt auch Routine und Sicherheit. So hattest du es ja auch beschrieben. Der Klinikalltag ist nur so verschieden, dass es einem schwer fällt sich auf den Alltag vorzubereiten. Ich merke aber auch, dass es mir immer besser gelingt, positiv in die Zukunft zu blicken.“
Das ist doch ein passender Abschluss für unser Gespräch und macht der einen oder anderen Leserin Mut, die sich vielleicht in einer ähnlichen Situation befindet. Euch wünsche ich alles Gute und du hast ja meine Kontaktdaten, wenn du Fragen hast oder du anderweitig Hilfe von uns benötigst.
„Da melde ich mich gerne und wir kommen euch hoffentlich bald mal besuchen.“